»The Sound Experience« – Event mit Nachklang

Mitte Mai hatte Bernafon zu einem zweitätigen Event nach Berlin geladen. Unter dem Motto »The Sound Experience« wollte man gemeinsam mit Hörakustikerinnen und -akustikern Berlin zu einem Soundlabor werden lassen. Tatsächlich bot Bernafon an beiden Tagen verschiedene, mit Klang in Verbindung stehende Erlebnisse, die in Erinnerung bleiben dürften. Besser konnte man den Marken-Claim kaum mit Leben füllen.

The Sound Experience. Die drei Wörter stehen seit dem Re-Branding im März 2024 nicht nur unter dem neuen Bernafon-Logo. Mit ihnen war auch jenes zweitägige Event Mitte Mai in Berlin überschrieben, zu dem die Berliner Niederlassung in die Hauptstadt geladen hatte. Rund 100 Hörakustikerinnen und -akustiker sowie Repräsentanten bekannter Einkaufsgemeinschaften waren der Einladung gefolgt. Einige hätten sich bereits für das Event angemeldet, da war kaum mehr bekannt als der Veranstaltungstitel sowie das Versprechen, Berlin zum Soundlabor zu machen, erzählt Jens Freise bei der Begrüßung der Gäste am Freitagmittag in einem Konferenzsaal des Scandic Hotels am Potsdamer Platz. Mit ihren prompten Zusagen hätten sie Bernafon ihr »Vertrauen ausgesprochen«, so der Leiter Vertrieb bei Bernafon. Und Versprechen einzuhalten, das gehört bei Bernafon zum Anspruch.

Unterbau zum Eingrooven

Anschließend sprechen Ingrid Fussing und Søren Skjærbæk über das im Frühjahr vergangenen Jahres vollzogene Re-Branding von Bernafon. Mit ihrem Vortrag geben die Brand-Direktorin von Bernafon und der Vice President Brand Management nicht nur Einblicke in den Prozess, der unter anderem in dem neuen Look and Feel von Bernafon mündete. Sie berichten auch von den Hintergründen, die den Anstoß dazu gegeben hatten. 2022 war ja den Stammsitz des vor 80 Jahren gegründeten Unternehmens aus der Schweiz nach Dänemark in die Zentrale der Demant Gruppe verlegt worden, zu der Bernafon seit 1994 gehört. Dieser Umzug habe der Marke »noch mal neuen Schwung« verliehen, sagt Søren Skjærbæk. Und den wollte man auch für das Re-Branding nutzen.

Am Anfang des Prozesses standen umfassende Erhebungen, berichtet Ingrid Fussing. Customer Journey, Kundenbedürfnisse, Erfahrungen mit und Ansichten zur Marke – alles habe man unter anderem in über 100 Kundengesprächen unter die Lupe genommen, um zu ermitteln, wo Bernafon steht. Während dieses Prozesses habe man »wichtige Einblicke« erhalten, was für »unsere Kundinnen und Kunden von Bedeutung ist«, sagt Ingrid Fussing. Zwei Komponenten ragen dabei heraus: Produktqualität und Kundenservice. Sind beide gegeben, könne man seine Kundschaft dazu befähigen, exzellente Arbeit für deren Kunden zu erbringen. Und das ist, wofür man einstehen will. Man könnte auch sagen, Bernafon möchte der beste Buddy seiner Kundinnen und Kunden sein, ergänzt Søren Skjærbæk.

Darüber hinaus kündigt Skjærbæk an, den Weg weitergehen zu wollen, den Bernafon mit dem Launch von Encanta eingeschlagen hat. Hier hatte man bekanntlich darauf verzichtet, allein das Spitzenprodukt in den Fokus zu stellen. »Wir wollen nicht mehr immer nur das Allerbeste zeigen, sondern die komplette Produktfamilie«, sagt Søren Skjærbæk. Auch in den klinischen Studien folgender Produktfamilie werde man daher nicht bloß das Flaggschiff untersuchen lassen. Damit möchte man sicherstellen, dass klar aufgezeigt wird, was welche Technologiestufe zu leisten imstande ist, ergo, was Nutzerinnen und Nutzer für ihr Geld bekommen.

All das hat man bei Bernafon in dem Re-Branding zusammengefasst. Und dabei spiele eben auch eine Rolle, »wie wir aussehen und uns anfühlen«, so Skjærbæk. Darum die neuen Farben, die neuen Bilderwelten und das aufgefrischte Logo samt des Marken-Claims »The Sound Experience« – jenem Motto, das Mitte Mai rund 100 Bernafon-Kundinnen und Kunden nach Berlin gelockt hatte.

Die ersten Sound Experiences

Nach der Begrüßung und dem kompakten Vortrag geht es schließlich los mit den Experiences. Im Haus Ungarn, einer Event Location unweit des Alexanderplatzes, werden drei Workshops angeboten, die alle je zwei Mal stattfinden. Man kann an diesem Freitagnachmittag also zwei verschiedene Klang-Erfahrungen machen. Zur Auswahl stehen ein Workshop zu Sound Design, ein Workshop bei einem Techno-DJ sowie ein Workshop zum Musikmachen auf einem Tablet. Meine Wahl fiel auf den Sound-Design- und den DJ-Workshop. 

Der Sound Design Workshop entpuppt sich schließlich als Field Recording Session. Dafür werden Dreiergruppen gebildet, dann bekommt man ein professionelles, portables Aufnahmegerät ausgehändigt. Flugs schwärmen die Gruppen aus, nehmen den Klang des laufenden Wasserhahns im Badezimmer auf, die einfahrende Tram draußen auf der Straße oder Vogelgezwitscher in einem kleinen Park um die Ecke. Es wird einfach alles aufgezeichnet, was sich später vielleicht zum Beispiel für eine Filmvertonung nutzen lassen könnte. Ein großer Spaß.

Danach geht es zum DJ-Workshop. Zig DJ-Konsolen, an denen man digital Musik abspielen, ihr Tempo verändern und den Klang EQen kann, stehen auf den Tischen. Hier bekommen die Dreiergruppen erklärt, wie man das Tempo des einen Songs dem des anderen angleichen kann, um dann für die nahtlose Beschallung von einem Stück in das andere herüber blenden zu können. Für Nostalgiker übrigens ziemlich ernüchternd: Das Angleichen des Tempos lässt sich hier per Knopfdruck machen. Nichts mit Pitchen, Schieben, Abbremsen der Schallplatten, wie es die DJs noch bis in die 00er-Jahre gemacht haben. Das »Auflegen« ist heute sehr niederschwellig. Wenn man sich während des Workshops so umsieht, tut das dem Spaß aber keinerlei Abbruch. Im Gegenteil. Seinen Ausklang findet der Tag im Haus Ungarn bei wirklich gutem Catering, Drinks und Livemusik.

Ein Tag voller Klang-Erfahrungen

Der Samstag ist dann gefüllt mit »tausenden Erfahrungen abseits der Touristenpfade«, wie Daniela Häußler am Freitag schon angekündigt hatte. Und die Marketing-Leiterin von Bernafon sollte recht behalten.

Damit es an den einzelnen Destinationen nicht zu voll wird, werden die Gäste in vier Gruppen aufgeteilt. Meine Gruppe macht sich zunächst auf den Weg zu den Hansa Studios. Die befinden sich nur wenige Minuten vom Scandic Hotel und zählen zu den geschichtsträchtigsten Orten der deutschen Nachkriegsgeschichte, wenn es um die Musikproduktion geht. Ob Hildegard Knef, Boney M., Falco, Depeche Mode, David Bowie – die Liste der Acts, die hier Aufnahmen und Produktionen gemacht haben, würde allein ein ganzes Heft füllen. Und dann ist da ja noch die technische Ausstattung. Oben im Regieraum von Studio 1 etwa steht eine 64-kanälige SSL 4000 E Konsole, customade im Blau der Hansa Studios. Vor so einem Mischpult zu stehen, lässt jeden, der irgendwie mal selbst Musik gemacht hat, mit der Zunge schnalzen – genau wie weiteres Equipment, das hier zu sehen ist, etwa eine 24 Kanal Bandmaschine von Studer. 

Dass das Pult nach wie vor genutzt wird, zeigt dann auch Thilo Schmied, der die Besucher durch die Studios führt und es sich nicht nehmen lässt, »People are People« von Depeche Mode über die Konsole und die Boxen vorzuspielen. Vor etwas mehr als 40 Jahren dürfte die Band hier, in diesem Raum vor diesem Pult, ebenso gestanden und ihren Song gehört haben – nur, dass sie ihn kurz zuvor auch hier aufgenommen hatte. Beeindruckend, genau wie der Steinway Flügel im Aufnahmeraum von Studio 1, der auf diversen Alben eben genannter Künstlerinnen und Künstler zu hören ist. Wie der klingt? Schmied ermutigt, sich einfach mal ranzusetzen und es auszuprobieren. 

Und dann ist in dem Gebäude ja noch der Meistersaal. Seinen Namen hat er aus Zeiten, als die Berliner Bau-Innung das Gebäude als Vereinshaus und den Saal als den Ort nutzte, in dem die Meisterbriefe überreicht wurden. Später, als die Hansa Studios in das Haus gezogen waren, nahm zum Beispiel David Bowie, der den Saal in Anspielung an die naheliegende Berliner Mauer »The big hall by the wall« taufte, im Meistersaal sein Album »Heroes« auf. Für die Gäste des »The Sound Experience«-Events sind in dem beeindruckenden Saal vier Boxen aufgebaut, dazwischen Stuhlreihen. Über dieses Vier-Kanal-Soundsystem bekommen sie einige extra für dieses Lautsprecher-Set-up produzierte Musik vorgespielt. Und weil man wahrscheinlich nie wieder näher rankommt, wird ihnen im Meistersaal auch »Heroes« von Bowie vorgespielt. 

Spirituelle Erfahrungen

Nach dem Mittagessen geht es in den Berliner Dom. Hier erwartet die Gäste eine Erfahrung, die man sonst wohl eher nicht gemacht hätte. Nachdem Thorben Rasmus zunächst ein paar Details zu der besonderen Orgel dieser eindrucksvollen Kirche verraten hat, geht es noch ein paar Etagen weiter nach oben in den Proberaum des Chors. Dort werde man ein Klang- und Lichtbad nehmen, so steht es im Programm. Richtig gelesen. Klang- und Lichtbad. 

Also verteilen sich die Gäste auf die Yogamatten, der Raum wird abgedunkelt und die Klangheilpraktikerin Anneli Bentler ermuntert, die Augen zu schließen und zu entspannen. Aus den Lautsprechern erklingen sphärische Flächensounds, eine helle Tageslichtlampe flackert in unregelmäßigen Intervallen. Als »Sound, der der Seele guttut«, wurde das Erlebnis angekündigt. Und auch, wenn man sich eher nicht für spirituell oder esoterisch veranlagt hält – so ein Klang- und Lichtbad macht etwas mit einem. Erst recht im Berliner Dom.

Für das vierte und finale Erlebnis geht es schließlich nach Treptow. Hier residiert Eve Audio, ein Unternehmen, das Monitor Boxen für Musikstudios herstellt. Die hochwertigen Boxen sind aber gar nicht mal die wirkliche Attraktion. Im Keller des Firmensitzes befindet sich nämlich ein Hallraum. Steht eine Person allein darin und klatscht in die Hände, ist der Hall erst nach bis zu 18 Sekunden abgeklungen. Eve Audio nutzt den Raum für akustische Messungen. Sebastian Wiesner, Leiter Software- und Produktschulungen bei Bernafon, nutzt die Gelegenheit, die Gäste über die Bernafon Sound Experience Station hören zu lassen, wie die Bernafon Encanta- sowie die Viron-Geräte mit dem Hall umgehen. Man muss sich vorstellen: Steht man in dem Raum und hört Wiesner zu, überschattet der Hall schon nach wenigen Silben ein ganzes Stück weit seine Worte. Zuhören? Schon schwierig. Mit den Encanta-Geräten ist man da deutlich besser aufgestellt.

Das komplette Gegenteil erlebt man danach in dem besonders reflexionsarmen Raum von Eve Audio. Auch den nutzt das Unternehmen für Messungen. Aber heute erwartet hier Carsten Braun die Gäste. Der Leiter der Audiologie bei Bernafon demonstriert unter anderem, wie schwierig es in einem Raum wie diesem ist, Schallquellen zu lokalisieren, ist man Träger von Hörgeräten. Und so lernen die Gäste des »The Sound Experience«-Events wie nebenbei etwas darüber, wie sich Lokalisationseffekte und spektrale Merkmale in der Hörgeräteanpassung auswirken können. Auch, wenn es den Tag über kaum präsent war: Man ist ja immer noch auf dem Event eines Hörgeräteherstellers. 

Den Abschluss markiert dann ein Dinner mit anschließender Party im Solar. Wie alle anderen Orte, die man in den letzten beiden Tagen besucht hat, hinterlässt auch diese Location Eindruck. Die Fahrt hinauf in dem Fahrstuhl an der Außenfassade ist zwar nichts für schwache Nerven. Doch oben angekommen bekommt man nicht nur einen traumhaften Ausblick über Berlin. Auch das Dinner und die Party klingen noch länger nach. 

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