»MIT HERZ UND VERSTAND«

In der Otofaktur will man immer alles in Bewegung setzen, um für die Kundschaft das Beste herauszuholen. Dazu legt man Wert auf Erreichbarkeit und Austausch sowie auf gute Organisation und einfache Abläufe bei den Bestellungen. Ein Besuch in Salzkotten.

Kathrin Heimann leitet die Otofaktur als geschäftsführende Gesellschafterin

Von Weihnachten bis Neujahr sind in der Otofaktur Betriebsferien. Eigentlich. Als Thomas Häusler zwischen den Jahren nur mal eben nach dem Rechten sehen will, sieht er in den Räumlichkeiten des Labors Licht brennen. Er schaut nach – und trifft seine Co-Geschäftsführerin und Mitgesellschafterin Kathrin Heimann. Vor ihr ein eher spezieller Auftrag. Es geht um eine Art Hörgerätehalterung und Otoplastik in einem. Andere Labore hätten den Auftrag bereits abgelehnt. Zu knifflig. Da hatte Heimann der sportliche Ehrgeiz gepackt. Und tatsächlich gelingt es ihr, eine Lösung zu fertigen. Herausforderung gemeistert.

»Dafür steht die Otofaktur«, sagt Thomas Häusler, der in Salzkotten zusammen mit seinem Bruder David und eben Kathrin Heimann das Labor betreibt. Natürlich arbeite man hier nicht tagelang an einem einzelnen Stück. Jedoch setze man »immer alles in Bewegung, um für unsere Kunden das Beste herausholen zu können«, fügt Thomas Häusler an. So will sich die Otofaktur abheben – und dafür nimmt man auch gerne mal die sprichwörtliche Extrameile auf sich. Außerdem gehe es hier nicht primär um Stückzahlen, erzählt Kathrin Heimann. »Uns ist der gute Kundenkontakt lieber«, ergänzt Thomas Häusler. »Den pflegen wir gerne und sind für unsere Kunden auch erreichbar.« Im Zweifel könne eine Fertigung dann auch mal einen Tag länger dauern, weil man noch mal Rücksprache hält oder weil sich eine Alternative als die bessere Wahl herausstellt. Die Zeit dafür nehme man sich gern. Falle einem zum Beispiel auf, dass etwa bei einem ex-Hörer-Ohrpassstück, bei dem im Modelling schon alles gut aussah, im Nachhinein noch etwas optimiert werden kann, werde man das tun, sagt Thomas Häusler. Etwas »Halbgares rauszuschicken« komme jedenfalls nicht infrage. Dass man außerdem mal einen Auftrag ablehnt, weil man ihn für nicht realisierbar hält, passiere zudem »wirklich selten«, so Thomas Häusler.

Für das Modelling sind hier mindestens vier Mitarbeitende zuständig

Lang warten muss man auf seine Ohrpassstücke aus der Otofaktur indes nicht. Die Lieferzeit liegt bei drei bis fünf Werktagen. Darüber hinaus fertige man »wirklich mit Herz und Verstand«, wie Kathrin Heimann während eines Gesprächs im ostwestfälischen Salzkotten im Dezember 2022 sagt. »Für uns ist es wichtig, dass wir mitdenken, um am Ende eine gute Otoplastik fertigen zu können.« Und falls das auf dem digitalen Wege nicht möglich ist, werde man versuchen, es manuell zu realisieren. Täte man das nicht, gäbe es ja nur noch Standardlösungen, wirft Thomas Häusler ein. Die Otoplastiken, die die Otofaktur an ihre Kundschaft ausliefert, sehen die beiden denn auch als Visitenkarten. Qualität als Markenzeichen.

Insgesamt 21 Mitarbeitende sind in dem Labor in Salzkotten beschäftigt, alle mit der nötigen Expertise und dem entsprechenden Hintergrundwissen, darunter mindestens vier allein für das Modelling. Das »Mitdenken« spiegele sich denn auch in der kompletten Prozesskette, vom Auftragseingang bis zu Versand. Legt ein Kunde außerdem Wert auf bestimmte Dinge oder wünscht eventuell noch mal eine Rücksprache, »ploppt das in der Kundendatei bei dem entsprechenden Mitarbeiter automatisch auf«, so Kathrin Heimann. Für die Rückrufe nehme man sich gerne die nötige Zeit, um nichts zwischen Tür und Angel besprechen zu müssen. 

Paula Ruppert (re.) unterstreicht unter anderem den »super Draht«, den das Hörstudio Groß zur Otofaktur hat

Aufträge kann man der Otofaktur online erteilen. Die Online-Bestellung erfolgt über den otoport, der  Anfang des Jahres durch den otoshop erweitert wurde. Hier können ab sofort Zubehörartikel und Abformmasse bestellt werden. Mit Blick auf die Ohrpassstücke sorgt der otoport, ein Otoplastik-Konfigurator, für einen komfortablen wie fehlersicheren Bestellprozess. »Die Bedienbarkeit ist total einfach«, sagt dazu Paula Ruppert vom Hörstudio Groß in Biedenkopf, begeisterte Kundin in Salzkotten. »Es öffnet sich immer erst ein neues Fenster, wenn man im vorherigen alles richtig angeklickt hat. Dadurch ist der otoport auch für neue Mitarbeiter ganz einfach zu bedienen und man bekommt seine Maßanfertigungen schnell geliefert.« Die Abformungen kann man per Post einschicken, oder man lädt die Scans im otoport hoch. Auch mit dem Otoscan angefertigte Gehörgangsscans nimmt man in Salzkotten entgegen. Über das Dashboard im otoport lässt sich dann der Fortgang des Auftrags nachverfolgen. Reklamationen, sollten sie mal vorkommen, lassen sich über das Dashboard ebenfalls abwickeln, genau wie Remakes. Darüber hinaus ließen sich hier auch alte Aufträge schnell wiederfinden, lobt Zoran Culibrik von Hörwelt Rur.

Das Produktportfolio der Otofaktur umfasst beinahe alles, was man von seinem Labor erwartet, ausgenommen Otoplastiken aus Titan. In puncto thermovariablem Material setzt das Team inzwischen durchweg auf SysTherm. Für das besonders reißfeste Material hat man sich unter anderem entschieden, weil es in der Handhabung einfacher ist, da man es nicht mehr abwiegen muss. Zudem sei es auch im flüssigen Zustand in der Verarbeitung weniger gesundheitsschädlich, gleichwohl das Material durchaus mal herausfordernd sein könne, wie Kathrin Heimann erzählt. Insgesamt aber habe man den Arbeitsprozess mit SysTherm im Griff. Dazu kommen als Material freilich Acryl und Silikon. Polliert werden die Ohrpassstücke schließlich in einer Tellerfliehkraftanlage in drei Arbeitsschritten – Vorschliff, Feinschliff, Hochganzpolitur. 

Auch Otoplastiken für die Pädakustik bietet die Otofaktur an. Hier zeichne man sich etwa mit einer großen Farbvielfalt aus, die man selbst bei harten Otoplastiken realisieren könne. Auch zweifarbige Otoplastiken finden sich im Angebot. Dazu kommen verschiedene Optionen für die Verzierung wie beispielsweise Strasssteinchen. Noch über den Äußerlichkeiten aber stehe auch hier das grundsätzliche Ziel einer jeden Otoplastik, sagt Kathrin Heimann. »Ob nun für ein Kind oder einen 85-Jährigen – die Otoplastik soll immer gut sitzen, angenehm zu tragen sein und so dafür sorgen, dass man mit ihr das beste Hörvermögen erzielen kann«, so die Otofaktur-Geschäftsführerin.

Fragt man Kunden nach ihrer Zufriedenheit mit den Ohrpassstücken aus Salzkotten, bekommt man viel Lob zu hören. »99 Prozent der Zeit sitzen die Ohrstücke wirklich perfekt«, sagt zum Beispiel Paula Ruppert vom Hörstudio Groß in Biedenkopf. »Und wenn mal was sein sollte, haben wir einen super Draht zur Otofaktur. Reklamationen kann man schnell und einfach besprechen, so dass spätestens beim zweiten Mal alles zu 100 Prozent sitzt.« Zoran Culibrik stößt in dasselbe Horn. Wäre er nicht so zufrieden, wäre er längst kein Kunde der Otofaktur mehr, sagt er. »Zwischendurch hat man mal hier und da ein paar kleine Problemchen mit Kunden, aber bei der Otofaktur wird uns immer direkt geholfen.« Einige Kunden ließen dem Team der Otofaktur inzwischen sogar freie Hand, erzählt Kathrin Heimann. Über die Vorlieben anderer Kunden wisse man indes dank der Kundendatei Bescheid. 

Neben den Ohrpassstücken finden sich im Sortiment der Otofaktur außerdem Gehörschutz, Schwimmschutz sowie Zubehörartikel und Abformmaterial, das eigens entwickelte otolin. Das Abformmaterial wird nach den Anforderungen der Otofaktur hergestellt, der Geruch erinnere an Nivea. Erhältlich ist otolin sowohl als Injekt, wie auch als Putty/Knetmasse für die manuelle Anwendung.

»Bei der Otofaktur wird uns immer direkt geholfen«, sagt Zoran Culibrik, Inhaber von Hörwelt Rur

Hervorgegangen ist die Otofaktur einst aus dem Labor eines inhabergeführten Akustikbetriebes. Für die Betriebsstätten wollte man damals einfach ein eigenes Labor aufbauen, auch, weil man gerne die komplette Wertschöpfungskette abbilden wollte. Mit der Zeit kamen Aufträge befreundeter Unternehmer hinzu, und so wurde das »kleine Labor« größer, bis daraus 2012 als Otofaktur eine eigenständige Firma entstand. Nach einigen Umzügen, um sich zu vergrößern, ist das Labor heute im Gewerbegebiet von Salzkotten zu finden, in demselben Haus, das unter anderem auch Sinfona beheimatet. 

Kathrin Heimann ist von Beginn an dabei. Damals arbeitet die gelernte Zahntechnikerin sogar noch in den Hörakustikbetrieben mit. Sie nahm Abformungen, gab die Otoplastiken an die Kunden ab und bediente Laufkundschaft. »Da habe ich natürlich schon vieles gesehen und konnte so meine Erfahrungen sammeln«, erzählt sie. »Kathrin ist im Grunde das Herz der Otofaktur«, fügt Thomas Häusler an. Tatsächlich ist es denn auch ihr Gesicht, das man sieht, besucht man etwa die Website des Labors. 

Trotz des Wachstums sei die Otofaktur immer noch vergleichsweise klein, so Thomas Häusler. Es könne also auch immer mal vorkommen, dass Kunden, die in Salzkotten anrufen, direkt Kathrin Heimann ans Telefon bekommen. Inzwischen habe man aber auch für den Kundensupport jemanden eingestellt. Und wenn diesem Kunden nicht selbst weitergeholfen werden kann, wird der Anruf weitergeleitet, oder ein Rückruf arrangiert, so dass jede Frage besprochen und geklärt werden kann. »Das ist uns wichtig«, betont Kathrin Heimann.

Anlässlich des zehnten Firmenjubiläums hat das Team der Otofaktur seiner Kundschaft Ende vergangenen Jahres aber noch mal ein gänzlich anderes Angebot unterbreitet, nämlich ein Kochbuch mit Rezepten der Mitarbeitenden, zuzubereiten ganz klassisch, ohne Castformen, 3D-Drucker und thermovariable Materialien. Die Erlöse aus dem Verkauf von »Laborieren und Dinnieren« wiederum spendet die Otofaktur der Speisekammer in Salzkotten.

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